Mit großer Vorfreude möchten wir euch unsere neue Kuratorin Karina Voggel (@KarinaVoggel) vorstellen! Karina hat in Heidelberg Physik studiert und sich an der LMU und dem European Southern Observatory (ESO) in München/Garching in Astronomie promoviert. Im Anschluss zog es sie für drei Jahre an die Universität Utah in Salt Lake City, bevor es 2019 zurück in die europäische Heimat ging. Seitdem arbeitet als CNES Fellow am Observatoire astronomique de Strasbourg. In ihrer Arbeit sucht Karina nach schwarzen Löchern in Sternenhaufen in den Kernen miteinander verschmolzener Galaxien.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich habe in Heidelberg Physik studiert und habe danach als Doktorandin bei der Europäischen Südsternwarte (ESO) angefangen. Die ESO ist quasi das Astronomie-Equivalent zur ESA oder NASA. Dort werden die Teleskope gebaut und betrieben. Dort die Doktorarbeit zu machen war sehr spannend, da man sehr viel von den neuesten Entwicklungen in der Astronomie mitbekommt. Im Moment baut die ESO zum Beispiel das größte Teleskop der Welt mit einem Spiegel mit einem Durchmesser von 39 Metern in der Wüste von Chile. Nach meiner tollen Zeit bei der ESO habe ich ein Angebot für eine Postdoc-Stelle in Salt Lake City and der University of Utah angenommen. Dort hatte ich drei tolle Jahre in denen ich meine Arbeit weiterentwickeln konnte. Seit 2019 bin ich nun mit einem unabhängigen Fellwoship am Strasbourg Observatory direkt an der Grenze zu Deutschland.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält dich dort?
Die Astronomie ist das Faszinierendste was ich mir generell vorstellen kann. Wir sind auf diesem kleinen Planeten ja quasi nur ein kleines Staubteilchen im großen Ganzen des Universums. Und alles was dort existiert, außerhalb unseres täglichen Lebens auf der Erde, fasziniert mich schon seit meiner Schulzeit. Damals hatte ich populärwissensachftliche Bücher gelesen über das Universum und Astronomie und seither wollte ich darüber mehr wissen. Von diesem Wissensdurst getrieben habe ich dann Physik studiert und mich in der Astrophysik spezialisiert. Was mich daran hält ist die Freude an der Astronomie, aber ohne feste Stelle kann man sich ja leider nie sicher sein, ob man auch langfristig in der Wissenschaft bleiben kann.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich arbeite daran, die super-massiven schwarzen Löchern in Sternhaufen zu finden. Denn wenn wir in in diesen Sternhaufen sehr große schwarze Löcher finden, ist das ein sicheres Zeichen, dass sie einmal der zentrale Sternhaufen einer größeren Galaxie waren. Wenn eine solche Galaxie dann mit einer anderen verschmilzt, wird sie durch die Gezeitenkräfte zerstört, aber dieser sehr dichte Sternhaufen im Zentrum bleibt intakt. Unser Ziel ist es, diese ehemaligen Kerne von Galaxien zu finden und dadurch zurückverfolgen zu können, wie viele Galaxien schon akkretiert wurden im Laufe ihres Lebens. Das hilft uns dann zu verstehen wie Galaxien sich während ihres Lebens entwickeln und an Masse gewinnen.
Die schwarzen Löcher im Zentrum von diesen ehemaligen Galaxiekernen finde ich, indem wir uns die Bewegung der Sterne direkt in der nächsten Nähe der möglichen schwarzen Löcher anschauen. Da die schwarzen Löcher eine sehr hohe Masse haben, bewegen sich die Sterne in dessen direkter Umgebung viel schneller als man erwarten würde.
Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit interessieren?
Astronomie fasziniert die meisten Menschen schon von Grund auf, da wir alle ein bisschen auf der Suche sind nach unserem Platz im großen Ganzen. Jedesmal wenn ich erwähne, dass ich in der Astronomie bin, kommen extrem viele Fragen über alles, was sie je darüber gehört haben. Das macht mir extrem Freude, die Dinge zu erklären. Gerade schwarze Löcher gehören zu den astronomischen Objekten, die am meisten Faszination auslösen. Bei so gut wie jedem Vortrag bekomme ich Fragen, ob die Löcher alles verschlucken wie kosmische Staubsauger.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen Aufgaben/Tätigkeiten?
Als Astronomen verbringen wir die meiste Zeit vor unseren Laptops bei der Datenauswertung und dem Schreiben von Manuskripten. Aber die tollste Tätigkeit außerhalb dieser Normalität ist wenn wir zur Beobachtung an das Teleskop reisen. Oft sind diese an ganz besonderen Orten, zum Beispiel mitten im Nirgendwo in der Atacama Wüste in Chile oder in Hawaii auf 4200m auf dem Mauna Kea. Da erlebt man das ein oder andere Abenteuer.
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich bin passionierte Marathonläuferin seit einigen Jahren und trainiere dafür fast täglich. In Vorbereitung auf Marathons laufe ich oft bis zu 90km die Woche und nach den ganzen pandemiebedingten Absagen in 2020 hoffe ich, dass der Berlin-Marathon dieses Jahr stattfindet. Zum ambitionierten Laufen bin ich gekommen, als ich in Utah gelebt habe und mich dort dem lokalen Track Club angeschlossen habe.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forscher sind ja auch nur Menschen)?
Ein perfekter Tag startet mit einem langen Lauf direkt nach dem Frühstück zum Sonennaufgang, am liebsten ein schöner Trail den Berg hoch oder sonstwo in der Natur um einen See und zusammen mit Freunden aus dem Laufclub. Danach lecker etwas zu Mittag kochen (oder essen gehen) dann vielleicht ein Buch lesen und sich ausruhen vom langen Lauf und später gegen Abend sich mit Freunden (in Coronazeiten nur mit meinem Partner) treffen und zum Beispiel Brettspiele spielen bei einem Glas Wein.
Bitte begrüßt Karina ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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