Diese Woche freuen wir uns auf unsere Kuratorin Dr. Sabrina Patsch (@SabrinaPatsch)! Sabrina studierte Physik im Bachelor und Master an der Universität Kassel. Bereits in diesen beiden Abschlussarbeiten drehte sich bei ihr alles um Quanten. Ihre Promotion im Bereich der theoretischen Quantenphysik mit dem Titel "Control of Rydberg atoms for quantum technologies" schloss sie im Frühjahr 2022 an der Freien Universität Berlin ab. Während ihrer Promotion verbrachte sie viel Zeit am Collège de France in Paris, um mit Experimentalphysiker:innen ihre gemeinsamen Ideen zu realisieren. Seit dem Studium engagiert sie sich leidenschaftlich in der Wissenschaftskommunikation, sei es beim Tag der offenen Tür, Girls Day, Science Slam oder ähnlichen Formaten. 2021 wurde sie deutsche Vize-Meisterin im Science Slam, seit 2022 ist sie City Coordinator in Berlin von Pint of Science. Parallel zu ihrer Promotion wandte sie sich bereits dem Wissenschaftsjournalismus zu, startete ihren eigenen Blog Physicus Minimus (https://physicus-minimus.com/) und veröffentlichte Artikel unter anderem in Spektrum der Wissenschaft, c't und dem Physik Journal. Nach ihrer Promotion entschied sie sich, vollständig in den Journalismus zu wechseln und begann 2022 ein journalistisches Volontariat beim Tagesspiegel in Berlin.
Foto aufgenommen von Franziska Pfeifer.
Wie bist du in der Wissenschaft gelandet?
Ich war absolut fasziniert von der Quantenphysik-Einführung in der Schule. Da gibt es also eine Welt, die tief in jeglicher Materie und uns allen schlummert, die so absolut anders funktioniert als alles, was wir aus dem Alltag kennen und intuitiv verstehen? Wow, ich wollte wissen: Was gibt es da noch, wovon ich nichts weiß? Deshalb habe ich beschlossen, Physik zu studieren und diese Begeisterung für die Quantenphysik hat mich vom Bachelor zum Master in die Promotion gelockt, ohne, dass ich es je angezweifelt hätte. Ich habe für mein Thema gebrannt und wollte weiter daran arbeiten. Deshalb war die Promotion der einzige Weg für mich.
Warum hast du dich für dein aktuelles Feld entschieden, und/oder was hält
dich dort? (aka: Warum bist du in den Journalismus gewechselt?)
Die Entscheidung gegen
eine akademische Karriere ist mir schwergefallen. Die ausschlaggebenden Gründe
sind den meisten vermutlich nicht neu: Befristete Arbeitsverträge, herumtingeln
von Postdoc zu Postdoc, von einem Land (oder Kontinent) zum anderen, ohne zu
wissen, wann und ob man je irgendwo ankommt und eine Professur oder feste
Stelle ergattert. Ich hab für mich entschieden: Das ist es mir nicht wert.
Trotzdem liebe ich Physik und ich wollte etwas tun, wo ich weiter damit zu tun
habe. So bin ich an den Wissenschaftsjournalismus geraten. Ich habe ein
Erklär-Gen und es hat mir immer Spaß gemacht, meine Leidenschaft für die
Quantenphysik zu teilen. Da viele vor der Quantenphysik zurückschrecken, ist
meine Expertise da sehr willkommen, wie ich schnell bemerkt habe. Klar kann ich
mich im Journalismus nicht nur auf Quantenphysik beschränken, nicht einmal nur
auf die Physik, aber es macht mir Spaß, mich in neue Themen reinzufuchsen.
Außerdem sind sich Journalismus und Forschung ähnlicher als man meint: In
beiden geht es darum, ein Thema gründlich zu erforschen und kritisch zu
durchleuchten.
Erzähle uns etwas über deine Arbeit!
Ich bin Volontärin
beim Tagesspiegel in Berlin. Eine Volontärin ist so etwas wie eine
Auszubildende. Das Programm dauert zwei Jahre und währenddessen lerne ich das
journalistische Handwerk "on the job". Gleichzeitig haben wir die
Gelegenheit für Workshops die renommierte Henri-Nannen-Journalistenschule in
Hamburg zu besuchen und bekommen regelmäßig in-house Workshops. Der Tagesspiegel
hat ein Wissenschafts-Ressort, das war mir wichtig, aber ich durchlaufe wie die
anderen Volos verschiedene Stationen. Das ist für jede von uns maßgeschneidert
und ich lege einen Fokus auf Wissenschaft, Technik und Fachjournalismus, aber
auch ich hab schon im Newsroom gesessen und werde im Politik- und
Wirtschaftsressort sein. Ich versuche eine gute Balance zu finden: einerseits
bringe ich meine Expertise ein, wo ich kann (beim letzten Physik-Nobelpreis
über Quantenverschränkung kam ich wie gerufen!), andererseits genieße ich es,
eine Zeit lang wilde Themen auszuprobieren (Rezensionen über Rock-Konzerte?
Immer her damit!).
Motivation: Warum sollte sich die Öffentlichkeit für deine Forschung/Arbeit
interessieren?
Quantenphysik ist
absolut faszinierend und funktioniert so anders, als die klassische Physik. Das
machen verrückte Gedankenexperimente mit Schrödingers Katze oder der
Welle-Teilchen-Dualismus schnell klar. Aber Zitate wie "Wer meint, die
Quantenphysik verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden" schrecken
viele Leute ab. Das nicht-Verstehen fängt aber an einem späteren Punkt an, als
die meisten denken. Man kann mit einfachen Mitteln und ohne hohe Mathematik
sehr viel Quantenphysik verstehen! Sie steckt in so vielen Dingen: Nicht nur
dem berüchtigten Quantencomputer oder den Quantensensoren und -simulatoren, die
ich erforscht habe, sondern auch ganz alltäglichen Sachen wie Smartphones, GPS,
DVD-Playern, MRT-Geräten und den Lichtsensoren an Supermarkttüren.
Hast du irgendwelche interessanten externen/zusätzlichen
Aufgaben/Tätigkeiten?
Ich bin weiterhin in
der Wissenschaftskommunikation aktiv und bin City Coordinator für Pint of
Science Berlin. Hierfür veranstalte ich gemeinsam mit einem Team das jährliche,
dreitägige Pint of Science Festival, bei dem Wissenschaftler:innen in Bars bei
lockerer Atmosphäre ihre Forschung erklären. Auch meinen Blog Physicus Minimus
(https://physicus-minimus.com/) betreibe ich weiter,
bei dem es um Quantenphysik und das Leben in der Wissenschaft geht, da ich hier
noch nerdigeren Content verbreiten kann, als anderswo möglich wäre :)
Irgendwelche interessanten Hobbies, von denen du uns erzählen möchtest?
Ich spiele E-Gitarre in
einer Punkrock-Band, die fast komplett mit Frauen besetzt ist! Nicht nur die
Physik braucht mehr Frauenpower, auch die Rockmusik! Ich spiele auch noch Geige
und ein paar exotischere Instrumente, wie irische Bouzouki, griechischen
Baglamas und Kalimba, die aber nur hin und wieder.
Wie sieht dein idealer freier Tag aus (Forschende sind ja auch nur
Menschen)?
Ausschlafen, ausgiebig
frühstücken mit frischem Kaffee und danach ein bisschen mit meinen zwei
Kaninchen knuddeln (wie es sich für eine Physikerin gebührt heißen die zwei
Merry und Pippin). Dann raus und durch Berlin schlendern und entweder in einem
Park oder Café lesen. Abends dann mit Freunden in eins der drölftausend veganen
Restaurants in Berlin gehen.
Bitte begrüßt Sabrina ganz herzlich bei Real Scientists DE!
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